Gesund, aber tot – Angst zu überwinden, ist die wahre Gesundheit

Ein Leben in Angst; es ist nichts wert. Ich habe Jahrzehnte im Gefängnis verbracht! Hinter Mauern aus Furcht. Schlimmer als der Tod ist für mich, eingesperrt zu sein. Hinter dichten Schleiern aus Gedanken, aus Glaube, blinder Überzeugung. Du kannst nicht raus, bis du dich traust, denn dieses Gefängnis hat weder Mauern noch Tore, Kameras, nicht mal Wärter. Es ist schlimmer, aussichtsloser:

Denn Wärter und Kameras, Mauern und Tore, das bist du. Deine Illusion. Sie ist der kalte Wind in deiner nassen Zelle. Was früher ein Monster unter dem Bett war, ist heute die Furcht vor tausend Dingen.

Warum verstecken sich Monster unter Betten kleiner Kinder? Warum hören sie nicht auf, uns zu verfolgen? Warum sind sie immer da? Weil wir selbst die Monster sind. Wir sind zu Monstern geworden. Unser Bild von uns selbst ist monströs. Unsere Illusion ist gemein, tödlich.

Kein Wunder, dass wir uns hassen. Herabgesetzt, verdammt zu einem Leben im Müll ernähren wir uns von der Liebe anderer, wenn wir sie denn kriegen. Sie macht uns süchtig.
Sie ist der Sonnenstrahl am Morgen, der den Wald kurz zum Leben erweckt, die Vogel zum Singen bringt, kurz bevor sich Wolken dicht über den Himmel legen und es wieder Nacht ist; unheimliche Geschöpfe kriechen über unsere Füße, streifen unsere Arme, rascheln unsichtbar in den schwarzen Baumkronen über uns, springen und fauchen.

Blind vor Angst flüstern wir uns ein, was zu tun ist. Es braucht alle, um den nächsten Schritt zu tun. Keiner darf ausbrechen. Die Angst ist zerbrechlich. Sie will nicht angeschaut werden, keiner darf sie kennen. Jeder soll tun, was sie verlangt. Sie lebt von unserer Illusion. Sie nutzt unsere Schwäche, sie fällt ein in unser Immunsystem. Sie braucht, dass wir uns selbst fürchten und hassen. Sie ist die Königin der Nacht, Oberhaupt der Unvernunft, Geliebte der Verzweiflung.

Sie tritt an die Stelle, wo unser Gesicht ist, wo unser Herz schlägt, wo Vernunft und Verstand uns tragen. Hält uns nachts wach, wo wir uns ausruhen, zu neuer Kraft und Klarheit finden könnten, sie lässt uns schlummern, während andere für uns entscheiden.

Wir haben vergessen, wer wir sind, und so kamen die Monster in unser Leben. Wo Vertrauen besonders wurde und Liebe selten. Wir leben unsere Illusion. Wir leben, was wir glauben und denken.

Wir sterben ein Leben lang.

Lieber sterbe ich, als ein Leben in Angst zu verbringen. Nie wieder gehe ich in mein Gefängnis zurück. Tragt eure Masken, so wie ich mein Leben lang. Schließt euch ein. Wascht Eure Hände, bis sie blutig reißen, bis das heiße Wasser die Haut für immer rot färbt, verbrennt. Lernt euch kennen und fürchten als Gefahr. Lebt den Abstand – gesund, aber tot. Fürchtet die Nacht. Versteckt euch vor ihr. Für mich ist das nichts als eine Erinnerung. Meine Illusion wird alt und gebrechlich. Auch ich werde vergesslich, weiß nicht mehr, wer ich bin. Und da finde ich mich wieder.

Unter meinem Bett leben keine Monster mehr, sie kriechen hervor, klettern nach oben, ich spüre sie auf meiner Decke. Schwitze, zittere. Höre ihnen zu.

Sie wollen, dass ich glücklich bin.

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