Ich schäme mich für meine Oberflächlichkeit

Schon als Kind habe ich meine Schwester geärgert, gemobbt, beschimpft, weil sie damals noch ein bisschen fester war. Und heute? Heute ist sie schlank, und ich habe einen Bauch. Und noch immer ist da dieser Tunnelblick auf den Körper. Auf meinen, und auf deinen. Ich behandle mich und andere anders für jedes Kilo Fett, dass wir an uns haben. Und ich komme da nicht raus.

In diesem Beitrag biete ich keine Lösungen an. Ich gebe keine Tipps, ich weiß nicht, was zu tun ist. Ich habe heute Abend, glaube ich, jemandem mit meiner Oberflächlichkeit weh getan und das tut mir Leid. Mit einer persönlichen Frage habe ich vielleicht eine wunderschöne Freundschaft verhindert. Ich schäme mich dafür, dass das Fett zwischen uns steht, zwischen mir und anderen, zwischen mir und mir selbst.

Ich fühle ich selbst nur begehrenswert, wenn mein Bauch flach ist und ich mag schlanke Frauen. Aber es ist mehr. Ich kann Menschen nicht ohne diese Beurteilung ansehen. Ist er schlank oder nicht? Gefällt mir ihre Figur?

Vielleicht ist ganz viel davon normal. Unsere Gesellschaft lebt es vor, prägt uns. Aber das ist keine Entschuldigung. Und ich leide darunter. Und ich werde nun herausfinden, warum ich Menschen die mehr auf den Rippen haben – inklusive mir – nicht wertschätzend, weniger empathisch, verurteilend gegenübertrete. Warum ich aufs Fett nicht einfach pfeifen kann, wenn ich mit jemandem spreche, jemanden ansehe, jemandem zuhöre.

Ich habe es verdient, dass ihr mich verurteilt. Denn ganz oft verurteile ich euch. Und das tut mir ehrlich, aufrichtig leid.

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