Was ist Selbstbewusstsein? Mir selbst vertrauen und mich wieder spüren!

Wer bin ich? Wer bin ich wirklich? Eine Antwort darauf kann uns niemand geben – nur wir selbst. Die Gesellschaft zeigt uns ein Bild vom coolen Mann und der sexy Frau. In der Schule lernen wir, dass wir funktionieren sollen. Wir sollen selbstbewusste Menschen werden, heißt es dort und später in Studium und Job, aber was wir dazu brauchen, kann uns niemand sagen.

Die einen scheinen es zu schaffen, die anderen nicht. Aber es gibt keine Verlierer. Es gibt keine schwachen Menschen. Davon bin ich überzeugt. Und Selbstbewusstsein ist mehr als nur Selbstvertrauen. Einige tolle Überraschungen warten auf dich, wenn du dir deiner Selbst bewusst wirst. Über die großen Vorteile von mehr Selbstbewusstsein geht es in diesem Artikel.

1. Selbstbewusst sein, heißt: Dem Automatik-Modus entkommen

Die meiste Zeit des Lebens funktioniere ich und komme nicht zum Innehalten, nicht zur Ruhe. Ich mache, was von mir verlangt ist; oder was ich mir selbst abverlange, und sehe die Welt durch einen Tunnel.

Selbstbewusstsein ist, zu mir zu kommen; bewusst zu werden. Mir meiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden. Und mich als Beobachter dieser Gedanken und Gefühle wahrzunehmen. Ich entdecke, dass ich das bin! Ich bin nicht meine Gedanken, meine Gefühle, sondern der bewusste Beobachter hinter diesen Gedanken und Gefühlen.

Was bringt mir dieses neue Bewusstsein? Sicherheit in jeder Situation. Und, noch viel wichtiger: Ich entwickle ein neues Gefühl dafür, wer ich bin, was ich will, kann, liebe, mit was ich die kurze Zeit auf diesem Planeten füllen will. 

2. Ich entkomme meinen Gedankenspiralen und stelle das Grübeln ab

Wenn ich die Welt durch den oben erwähnten Tunnel sehe und nur funktioniere, grüble ich fast ständig und versuche in endlosen Gedankenspiralen meine Probleme zu lösen. In Wirklichkeit existieren die meisten dieser Probleme nur in meinen Gedanken, nie hier und jetzt.

Selbstbewusstsein hat auch viel damit zu tun, meinen Körper zu fühlen, mein Bewusstsein ein Stück weit vom Denken „abzuziehen“ und so aus den Gedankenspiralen zu entkommen. Meine Gedanken sind dann nicht mehr vernebelt, hektisch und immer in Konflikten gefangen, sondern klar, ruhig, kreativ und lösungsorientiert.

Meine Gedanken werden zu einem hilfreichen Instrument. Ich finde in ihnen kreative Lösungen für Probleme, anstatt nachts wegen ihnen wach zu liegen.

3. Ich bin liebevoller und mitfühlend – für mich und andere

Wenn ich klar, ruhig und kreativ bin, habe ich weniger Probleme mit mir selbst und anderen. Was mich an anderen stört, ist sowieso meistens etwas, das ich an mir nicht mag – und andersrum. In meinen Gedanken existiert ein Muster:

Gidon sollte nicht… Gidon ist… Gidon muss….

Dieses Muster wende ich auch auf jeden anderen an: Sabrina sollte nicht… Der Autofahrer muss… Meine Eltern sind…. Wenn ich erkenne, dass meine Gedanken nur Vorschläge in meinem Bewusstsein sind, nicht die absolute Wahrheit, lasse ich mich und andere frei aus meinen moralischen Urteilen.

Dieses ich, das Dinge nicht mag und nachts wachliegt, um darüber nachzudenken, verschwindet langsam und weicht einem zufriedenen Menschen, der sich selbst kennt und dadurch andere besser versteht. 

4. Glaubenssätze hinterfragen; Probleme und Situationen aus neuen Perspektiven sehen; neue Lösungen entdecken

In den Genuss klaren Denkens, schwindender Angst und weniger Unzufriedenheit komme ich nach meiner Erfahrung nur, wenn ich meine Glaubenssätze als solche erkenne, reflektiere und auflöse. Probleme entwickeln sich zu Chancen, denn ich verändere meine Sicht darauf und sehe mehr als zuvor. Dadurch kann ich mich ganz anders zum Leben stellen und Dinge tun, die mich weiterbringen. Ich kann mit mehr Energie durch den Tag gehen und erkenne den Sinn in Sachen, die ich davor abgelehnt habe. Oder ich erkenne, dass mir Dinge schaden, dass ich etwas verändern will.

Ein persönliches Beispiel: Ich habe immer den Kapitalismus zutiefst verachtet und abgelehnt, und oft schimpfe ich noch immer über ihn. Inzwischen kann ich aber auch sehen, dass er eine gute Chance für mich und andere ist, um zu lernen. 

Zu lernen: Wie wollen wir zusammenleben? Wie gestalten wir diesen Planeten für Menschen und Tiere so, dass weniger Leid entsteht? Der Kapitalismus und seine Folgen zeigen uns, wenn wir hinsehen, dass wir uns nicht gegenseitig ausbeuten müssen. Dass es keine Gewinner, und auch keine Verlierer geben muss. Dass Geben so gut wie Bekommen ist. Dass wir uns gegenseitig nutzen können und so alle weiterkommen. Dadurch erleben wir auf einer materiellen Ebene, dass wir alle aus derselben Quelle stammen (Urknall, Gott, woran immer du glaubst) und hier eine gemeinsame Reise antreten. Wie wollen wir diese Reise gestalten?

5. Du erlebst wieder Überraschungen – Keiner weiß, wohin mich das Leben führt, während ich mich wirklich kennen lerne

Oft denke ich, ich muss die Kontrolle über mein Leben haben. Selbstbewusstsein finden, ist: zu merken, dass ich keine Kontrolle haben muss, dass ich sie nie hatte. Und Selbstbewusstsein ist, meinen Neigungen, Talenten, Interessen nachzugehen. Und auf andere Rücksicht zu nehmen, mich um andere zu kümmern, dadurch unsere Verbindung zu leben. Selbstbewusstsein ist: Mich selbst neu kennenzulernen und mich dabei begeistert zu beobachten.

Wenn du dir deiner Selbst bewusst wirst, verändert sich dein Leben sehr wahrscheinlich. Es entspricht wahrscheinlich bald mehr dem, wer du wirklich bist, was du willst und was dir Spaß macht. Was dir wichtig ist, was du für richtig hältst. 

6. Du musst dir und anderen nichts mehr beweisen 

Wenn du dich kennst und mit dir und deinen Gedanken und Gefühlen in Kontakt bist, verlierst du den Drang, dir und anderen etwas zu beweisen. Warum solltest du? Wenn du denkst, dass dir die Anerkennung anderer fehlt, wenn du mit dir selbst unzufrieden bist, dann ist das einfach nur ein Hinweis drauf, dass du noch nicht dein Leben lebst. Sondern dass du ein Leben lebst, von dem du glaubst, dass du es führen solltest.

Und dafür willst du natürlich Anerkennung. Du glaubst vielleicht noch: Ich brauche von ihm… Ich will, dass sie… Diese alten Glaubenssätze halten uns davon ab, mit uns selbst in Kontakt zu kommen und unser Leben nach diesen Regeln zu leben, die wir anderen aufs Auge drücken wollten.

Solange ich so viel von anderen erwarte, kann ich die Welt nicht mit einem klaren, unvoreingenommenen Blick sehen. Ich bin hilflos. Ich kann die anderen nicht verändern. Einstein sagte: Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil. Wenn ich mich aber meine eigenen Vorurteile konzentriere, auf mein Selbst und versuche zu leben, wer ich wirklich bin, dann führe ich fast automatisch das Leben, das für mich vorgesehen ist.

Woher kommt diese Vorsehung? Einfach aus meiner Reaktion auf die Wahrheiten und Erkenntnisse, auf die ich im Laufe meines Lebens stoße. Oder aus dem Automatik-Modus, aus der Konditionierung, in der Menschen seit tausenden Jahren feststecken.

Ich habe für mich gefunden: Jeder sieht die Welt anders. Jeder sieht seine eigene Welt. Jeder lebt in seiner eigenen Welt. Und diese Welten können in Frieden und in Kooperation miteinander leben.

Wenn wir selbstbewusst werden, werden wir unabhängig und arbeiten besser, vielleicht enger zusammen. Wir werden aber unabhängig von den Urteilen anderer und nehmen auch Konflikte nicht mehr so persönlich.

Fotos von Jacques GAIMARD auf Pixabay