Ich mag das Wort Work-Life-Balance nicht, weil es nach faulen Kompromissen klingt.

Aber wenn ich vor die Wahl gestellt würde, meinen Job und meine Firma aufzugeben oder sofort zu sterben, würde ich natürlich ein Leben ohne mein Lebenswerk, ohne alle Errungenschaften vorziehen. Weil ich mir selbst gut genug bin. Ich denke, fast jeder kann das für sich selbst auch sagen: Keine Sekunde würde ich nachdenken. 

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Seit meinem Burnout in 2016 mache ich immer konsequenter nur noch das, wobei ich Freude empfinde. Was mich unglücklich macht, fällt weg.

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Ein Leser schreibt: „Ich habe versucht, mir ein Ziel zu setzen, mich selbst kennenzulernen. Aber es ist so, als würde es das, was ich suche, gar nicht geben. Unzählige Versuche, mich glücklich zu machen oder Spaß am Leben zu haben, funktionieren nicht.“ Und er hat recht: Was er sucht, gibt es gar nicht; dieses eine Ziel, das uns einen Sinn im Leben gibt. Aber ist das eine schlechte Nachricht?

Wer das Ziel nicht findet, ist vielleicht schon da

Ein Ziel hat man, oder man hat es nicht. Wenn ich in einem Haus mit Garten leben möchte, kann ich mir überlegen, wie ich dorthin komme. Wenn ich schließlich ankomme, habe ich das Ziel erreicht, kann zufrieden sein. Oder?

Nein, nicht in unserer Welt. Wir sitzen in unserem Haus und fragen uns: Was jetzt? Mehr, es muss mehr werden!

Wenn sich dann also keine Zufriedenheit einstellt, ging es nicht um das Ziel. Es ging darum, mich selbst in der Zukunft zu finden. Es ging darum, Energie aus Vorfreude und Hoffnung, aus einem Bild zu schöpfen. Eine Vision von mir, das Ziel erreichend, glücklich, für immer: das ist die perfekte Illusion. Was kommt danach? Und er lebte glücklich bis an sein Lebensende, verspricht uns der Film im Kopf. Aber das Leben ist kein Märchen. Es ist viel besser.

Dislaimer: Ich sage nicht, dauerhaftes Glück sei eine Illusion. Wer aber seinen Antrieb aus einer Vision von Überüberübermorgen bezieht, baut sein Leben auf Annahmen und schätzt die Gegenwart nicht. Er fährt leichter gegen eine Mauer, weil er nur nach vorn schaut. Oder ihm geht der Sprit aus, weil er alles nur als Mittel zum Zweck macht (im Gegensatz zu dem, der Dinge tut, weil er sie jetzt tun will).

Manche wenden dann übrigens einen Trick an: sie setzen sich ein Ziel, das sie nie erreichen werden. Sie sind dann vielleicht ein Leben lang getrieben. Aber zufrieden?

Es gibt zwei Arten von Zielen:

  1. Praktische Ziele
  2. Lebensziele

Praktische Ziele haben viel mit dem Wort Praxis zu tun – etwas, das wir tun. Eine Firma aufbauen. Ein Buch schreiben. Einen Hund kaufen, fit werden, mit 50 in den Ruhestand gehen. Praktische Ziele helfen uns, in die richtige Richtung zu laufen. Durch Imagination, also die Vorstellung des gewünschten Ergebnisses, wird das praktische Ziel leichter erreichbar. Durch die vorweggenommene Freude über unsere Vorstellung bekommen wir Energie, das Ziel zu verfolgen.

Lebensziele sind eine Perversion, schon das Wort verrät, wie lebensfeindlich sie sind. Ein Lebensziel sagt: Ich will weg von hier. Es ist nicht okay, es muss anders werden. Bis ich das Ziel erreicht habe, kann ich mit dem Leben nicht zufrieden sein. Das Leben findet jetzt statt, nur jetzt. Wer plant, in der Zukunft zu leben, der wird jetzt wenig Blick für die Realität, das Leben haben und sich jeden Tag ein bisschen kraftloser fühlen.

Möchtest du dich kennenlernen? Dann hör auf, wegzulaufen

Wenn du dich in der Zukunft suchst, sprich: wenn du dein Lebensgefühl aus einer Vision von der Zukunft schöpfen willst, schaust du unweigerlich weg von dir. Du hältst Ausschau nach einem lohnenden Ziel, etwas, das du im Leben erreichen willst. Etwas, auf das du zurennen kannst und dich dabei freust. Aber das ist alles eine Illusion. Mein Gott, habe ich das geliebt mit Anfang 20: auf etwas zuzulaufen, wie gestört rennen, vom Gedanken an das große Morgen leben.

 Wann wirst du akzeptieren, dass das Leben nicht mehr und nicht weniger ist als das, was du jetzt erlebst, in diesem Moment?  

Wenn du noch nach einem Ziel, nach Motivation suchst, auf etwas zuzurennen, ist das okay. Der Mensch will etwas Sinnvolles tun, etwas erschaffen. Eine endgültige Antwort, dauerhafte Zufriedenheit ist dabei aber nicht zu haben.

Dich finden, statt ein Lebensziel zu suchen

Viel mehr Zufriedenheit und auch Energie für Taten ist zu haben, wenn du dich nicht mehr in der Zukunft suchst, sondern mit deiner Aufmerksamkeit dort verweilst, wo du bist. In der Gegenwart, dort, wo du jetzt bist. Wenn du nur eine Minute lang nichts tust, außer zu atmen, hier zu sein, wohin musst du dann noch? Brauchst du dann ein Ziel, um dich lebendig zu fühlen?

Nelson Mandela soll einmal zur Presse gesagt haben: „Was ich wirklich gerne tun würde, ist, mich hinzusetzen und nichts zu tun. Seit ich aus dem Gefängnis freigelassen wurde, hatte ich nicht die Gelegenheit, mich hinzusetzen und nichts zu tun.“

Mein Ziel ist, bei mir zu bleiben – Balance zwischen Zielstrebigkeit und Gegenwärtigkeit

Oft fühle ich mich heute leer, weil ich kein Lebensziel mehr habe. Aber umso öfter komme ich zu mir und lebe in der Gegenwart. Wenn auch nur für ein paar Minuten. Ich bin hier und muss nirgends hin, um vollständig zu sein.

Am Ende meiner manischen Flucht Richtung Ziel bin ich gegen eine Mauer gelaufen. Und die Mauer tut sich nun immer dann auf, wenn ich vergesse, wer und wo ich bin.

Ich bin hier.

Ja, es gibt Probleme und Wünsche in meinem Leben, die ich lösen möchte und werde.

Aber ich suche mich nicht mehr darin.

Ok, zugegeben: Oft glaube ich doch noch, endlich ankommen zu müssen, wo auch immer.

Aber dann fällt mir zum Glück immer wieder ein, dass ich schon da bin. Und wenn ich das spüre, habe ich umso mehr Energie, meine praktischen Ziele zu verfolgen. Das macht mehr Spaß, wenn es keine verzweifelte Jagd nach Erlösung mehr ist, sondern eine Abenteuer-Reise aus der Lust, etwas aufzubauen, zu erschaffen.

Mit dir sitzen, anstatt vor dir wegzulaufen

Beitrag zum Thema: Warum ich keine Ziele brauche, um erfolgreich und glücklich zu leben

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