Meditation für Selbstbewusstsein: „Was andere über mich denken“

Kannst du beeinflussen, was andere über dich denken? Spielt es für dich wirklich eine Rolle? Was würde sich ändern, wenn du zum Beispiel auf der Tanzfläche einer Disco stehen würdest, und die Hälfte der Menschen dort denkt über dich: „Die tanzt aber schlecht.” “Der sieht ja peinlich aus.” “Wie kann man sich nur so blamieren?“ 

Während du einfach deinen Spaß hast und dich zur Musik bewegst. Du bist mittendrin, lässt dich vom Schwung der Musik mitreißen, um dich herum blinkt es wild und genauso wild bewegst du dich. Es fällt dir schwer, dir nicht die Kleidung vom Leib zu reißen und völlig durchzudrehen. In den Köpfen deiner Zuschauer geht es ebenfalls weiter im Takt: „Man, ist die komisch drauf.” “Wenn der sich sehen könnte.” “Aber Mut hat sie.”… 

Und jetzt sieh dich an, wie du tanzt: Macht es wirklich einen Unterschied für dich, was die anderen von dir halten? Wirkt jeder dieser Gedanken wie ein Stich, den du körperlich spürst? 

Und jetzt stell dir dieselbe Situation vor, nur sind jetzt alle ganz begeistert von deinem Tanz. Die Gedanken dazu klingen zum Beispiel so: „Die tanzt ja super.” “Ich würde mich auch gerne so bewegen können.” “Eine tolle Frau!“ “Ein toller Kerl!”

Nichts hat sich geändert. Du tanzt noch immer und genießt es, dich im Rhythmus zur Musik zu bewegen. Du spürst die Schweißperlen auf deiner Stirn, lachst und jauchzt. Sieh dich tanzen. Macht es jetzt einen Unterschied, was die anderen über dich denken?

Wer schüchtern oder “blockiert” ist, sich nicht durchsetzen kann, nervös wird, sich zurückhält, oder sich nicht traut, er selbst zu sein, hat meistens Angst vor dem, was andere über ihn denken. Diese Übung soll dir zeigen, dass es nur darauf ankommt, was du über dich denkst.

Stell dir eine Situation vor, in der du denkst, dass es wichtig ist, wie die anderen über dich denken.

Mache dir eine Liste:

– Was sollen andere von mir denken?

Die anderen sollen von mir denken, dass…

  1. Punkt eins
  2. Punkt zwei
  3. Punkt drei

Und eine zweite Liste:

– Was sollen sie nicht denken?

Die anderen sollen nicht von mir denken, dass…

  1. Punkt eins
  2. Punkt zwei
  3. Punkt drei

Beispiel:

Nehmen wir die Situation in der Disco. Ich stehe auf der Tanzfläche. Ich sehe um mich herum Leute, die sich ekstatisch zur Musik bewegen. 

Jetzt folgen drei Beispiel-Gedanken pro Frage:

Was sollen die anderen von mir denken?

  • Sie sollen von mir denken, dass ich ein cooler Typ bin
  • Sie sollen denken, dass ich dazugehöre
  • Sie sollen mich akzeptieren, wie ich bin

Was sollen sie nicht von mir denken?

  • Sie sollen nicht von mir denken, dass ich schlecht tanzen kann
  • Dass ich schüchtern bin
  • Dass ich langweilig bin
  • Dass ich unsicher bin
  • Dass ich ein komischer Typ bin

Nun haben wir einige der Gedanken schwarz auf weiß, die mich daran hindern, einfach Spaß zu haben und mich ungebremst in die Menge auf der Tanzfläche zu mischen. Denn wäre niemand sonst da, würde ich ja nicht zögern und wäre nicht zurückhaltend. Mein Problem sind scheinbar also die anderen und ihre Meinung von mir; oder das, was sie denken könnten, wenn ich einen Fehler mache.

Diese Gedanken trage ich schon lange mit mir herum. Ich kenne sie aus unterschiedlichen Situationen. Aus der Schule, von Treffen mit Freunden, aus dem Berufsleben, vom Einkaufen im Kleidungsgeschäft. Aber habe ich jemals überlegt, ob das alles stimmt, was ich da denke? Nein, ich habe mich einfach entsprechend dem verhalten, was ich geglaubt habe. Ich glaube diese Gedanken wie eine Religion, Gedanken wie “sie sollen mich akzeptieren, wie ich bin”. Wie sieht die Realität aus? Sind wir Menschen perfekt und akzeptieren jeden zu jeder Zeit? Und bringt es mich um, wenn mich jemand nicht mag? Solange ich diesen Gedanken glaube, ist er aber meine Religion und ich werde alles tun, um mein Ziel – die Akzeptanz – zu erreichen oder Misserfolge – die Ablehnung anderer – zu verhindern. Egal, ob ich mir damit das Leben schwer mache. Deswegen nennen wir solche Gedanken auch Glaubenssätze.

Glaubenssätze überprüfen mit der Meditation „The Work“

Stärke dein Selbstbewusstsein mit dieser Meditation, indem du dich in jeder Situation neu erfährst

Sehen wir uns den Glaubenssatz „Sie sollen mich akzeptieren, wie ich bin“ einmal mit der Frage-Technik „The Work“ genauer an. Ich stehe auf der Tanzfläche und denke: 

Sie sollen mich akzeptieren, wie ich bin

Frage 1: Ist das wahr?

Ich rufe mir die Situation erneut vor Augen. Ich sehe das rote Licht des Clubs, die tanzenden Frauen und Männer um mich herum. Sie sollen mich akzeptieren, wie ich bin; ist das wahr? 

Meine erste Antwort lautet:

Ja. Das sollen sie.

Frage 2: Kann ich absolut sicher wissen, dass das wahr ist?

Hmm… Ist es ihr Job, mich zu akzeptieren? Habe ich sie dafür hier her bestellt? Wäre es das Beste für mich, wenn sie mich akzeptieren? Wäre es das Beste für sie? Brauche ich das wirklich?

Ich gehe in mich… meine zweite Antwort lautet:

Nein. Ganz sicher kann ich mir nicht sein, dass sie das sollen.

Frage 3: Wie reagiere ich und was passiert mit mir, wenn ich glaube, dass sie mich akzeptieren sollen?

Ich schaue misstrauisch auf die anderen und denke, so gut tanzen kann ich nicht. Ich stelle mir vor, wie ich drauf lostanze, es aber überhaupt nicht so funktioniert, wie ich will. Ich stelle mir vor, wie die anderen Gäste mich kritisch ansehen. Ich habe das Gefühl, dass sie dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Ich fühle mich in der Nähe der anderen nicht wohl, achte sehr stark darauf, wie ich wirke, wie ich mich bewege. Ich fühle mich in diesem Club absolut nicht wohl. Meine Arme verkrampfen sich leicht. Ich halte mich an meiner Bierflasche fest. Ich bewege mich so, wie ich denke, dass es die anderen gut finden. Ich bin nicht dazu in der Lage, mich so zu bewegen, wie ich es wirklich will. Ich bin gehemmt, zurückhaltend, vorsichtig. Ich bin nicht dazu in der Lage, wirklich Spaß zu haben, meinen Abend zu genießen. Ich fühle mich beobachtet. Mein Körper ist angespannt, mein Gesicht ist angespannt. Ich bekomme einen heißen Kopf, wenn ich die Bilder von mir sehe, wie ich mich blamiere. Ich bin traurig, habe das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Frage 4: Wer wäre ich ohne den Gedanken?

Ohne den Gedanken wäre ich frei. Ich würde auf dieser schmuddeligen Tanzfläche stehen und könnte machen, was ich will. Worauf ich gerade Lust habe. Ich hätte keine Bedenken, mich zu bewegen, wie ich will. Ich wäre entspannter, mutiger. Ich wäre kontaktfreudiger, könnte mich ausprobieren, wäre humorvoller, würde mich selbst nicht so ernst nehmen. Ich spüre, wie sich Entspannung in meinen Beinen breit macht. Ich mag die anderen Leute auf der Tanzfläche lieber. Ich finde es toll, wie sie sich bewegen, wie sie Spaß haben. Ich bin offen für die gute Stimmung hier im Laden. Ich fühle mich mittendrin. Ich bin sanfter und netter zu mir und zu den anderen. Ich bin mit meiner Aufmerksamkeit mehr bei mir und mache mir über die anderen nicht so viele Gedanken. Ich fühle mich als Teil der Gruppe.

Wir haben gesehen, dass ich mir gar nicht sicher sein kann, dass mich die anderen akzeptieren sollen. Vielmehr haben wir gesehen, dass es mir viel besser geht, wenn ich diesen Gedanken nicht weiter verfolge. Der Glaube an den Gedanken bringt mich in Schwierigkeiten. Könnte also genau das Gegenteil wahr sein? Dass sie mich nicht akzeptieren sollen?

Wie kann das in dieser Situation wahr sein? Wir suchen drei Beispiele:

Beispiele:

1. Sie sollen mich nicht akzeptieren, weil das ihre Angelegenheit ist, was sie über mich denken.

2. Sie sollen mich nicht akzeptieren, weil mich nicht jeder mögen kann und auch nicht muss

3. Weil ich nichts daran ändern kann, wenn es so ist, dass sie mich ablehnen. 

4. Weil ich davon gar nichts mitbekomme und trotzdem meinen Spaß haben kann

5. Weil jeder seine Meinung auch wieder ändern kann. 

6. Weil ich sie ja auch nicht akzeptiere – ich halte sie für intolerante, nicht nette und sehr kritische Menschen, wenn ich Angst habe, dass sie mich nicht akzeptieren werden, wenn ich lostanze.

—> Ich soll sie so akzeptieren, wie sie sind

Beispiele:

1. Ja, das stimmt. Ich akzeptiere sie auch nicht, sondern nur, wenn sie mich wiederum akzeptieren. 

2. Wenn ich sie so akzeptiere, wie sie sind, dann habe ich kein Problem. Dann dürfen sie über mich denken, was sie wollen und ich kann damit leben.

3. Ich denke selber sehr kritisch über sie. Über einige denke ich sogar selbst, dass sie schlecht tanzen.

4. Weil ich mich doch gar nicht wohl fühlen kann mit einer Gruppe von Leuten, die ich nicht  akzeptiere. Und weil das in meiner Macht steht, sie zu akzeptieren. Das kann ich tun, um mich wohler zu fühlen.

—> Ich soll mich so akzeptieren, wie ich bin

Beispiele:

1. Ich akzeptiere meine Unsicherheit und Zurückhaltung nicht; finde, dass ich damit nicht in Ordnung bin, und das tut weh.

2. Ich denke selber über mich, dass ich schlecht tanze. Sonst würde ich ja gar nicht auf die Idee kommen, dass es die anderen denken könnten.

3. Wenn ich mich wirklich akzeptiere und gern habe, dann können die anderen über mich denken, was sie wollen, da auf der Tanzfläche. Wenn ich genieße, wie ich mich bewege und das völlig ok und super finde, dann macht mir die Meinung der anderen gar nichts aus.

4. Ich fühle mich wie ein Außenseiter, als ich die Disco und die Tanzfläche betrete. Ich schmeiße mich selber raus, wenn auch nur innerlich, weil ich denke, dass ich da nicht richtig dazugehöre.

5. Ich denke, ich könne mich nur akzeptieren, wenn die anderen mich auch gut finden. Das ist keine wirkliche Akzeptanz.

Wir haben jetzt gesehen, dass es noch weitere verwandte Gedanken gibt, die genauso wahr oder wahrer als der ursprüngliche Gedanke sind. Und zugleich sind diese Umkehrungen konkrete Handlungsanleitungen, wie ich mich in der nächsten vergleichbaren Situation verhalten könnte, um mich wohlfühlen. 

1. Ich könnte zum Beispiel einfach nur dastehen und beobachten, wie die Leute tanzen. Ohne zu urteilen. Einfach sehen, dass jeder seinen eigenen Tanz hat. Dann akzeptiere ich sie. Und wenn ich sie so sehe, dann bekomme ich gleich Lust, auch meinen eigenen Tanz zu finden und zum Besten zu geben. Dann tanze ich auch lieber MIT den anderen Gästen, weil ich sie akzeptiere, wie sie sind. Ich könnte noch heute Nacht in einen Club gehen und das ausprobieren. Den Tanz an sich wertschätzen. Zum Tanz-Kenner und Tanz-Liebhaber werden. 

2. Ich könnte eine Disco besuchen und dort den peinlichsten Tanz aufführen, den ich auf die Beine stellen kann. Und dabei sehen, ob ich mich akzeptieren kann. Mich extra umständlich und unrhythmisch bewegen. Und dabei sehen, ob ich das mit Humor weiter machen und mich dabei akzeptieren kann. Sehen, dass ich nichts zu verlieren habe; dass das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich mich selbst nicht akzeptiere. Dass mein Wohlbefinden nichts mit den anderen zu tun hat, sondern mit dem, was ich denke. Das habe ich in den Fragen oben ja für mich gelernt. Vielleicht komme ich darüber ja sogar ins Gespräch mit jemandem, oder jemand gesellt sich zu mir und macht den “Bad-Dance” mit. Nach 1-2 Stunden peinlichem Tanz sehe ich nach, ob ich noch alle Finger, Zähne und sonstige Gliedmaßen habe. Ob mich jemand angeschossen hat. Nein, im Ernst: Nach diesen Minuten oder Stunden des extra peinlichen Tanzes, kann ich mich davon überzeugen, ob mir etwas fehlt. Ob es wirklich so schlimm war. Ob mir die vermeintlich fehlende Akzeptanz der anderen geschadet hat. Oder ob es mir gut geht. 

Die „Ich-denke-Übung“

Anstatt deine Gedanken mit The Work zu überprüfen, kannst du auch zunächst die “Ich denke-Übung” machen. Liste deine Überzeugungen über dich und andere wie oben beschrieben auf und mach dann die Übung. In diesem Video lernst du diese kleine Übung kennen:

Bonus-Video: Selbstbewussst „ja“ zu dir sagen – und nein zu anderen sagen lernen

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