Warum wir uns wertlos fühlen, und wie wir uns lieben lernen

Wenn ich mich wertlos fühle, habe ich vergesse, wer ich bin. Kein Wunder, denn wir lernen früh, den Erwartungen anderer zu entsprechen und verlieren so leicht den Kontakt zu uns selbst. Was übrig bleibt, sind Zweifel und das Gefühl, dass uns niemand sieht. Dann finden wir alle möglichen Dinge an uns, die uns (und den anderen) vermeintlich nicht gefallen. Aber es gibt einen Ausweg aus dieser Falle.

Im Herzbiskopf-Podcast gehe ich diesem Problem etwas auf den Grund und präsentiere Vorschläge für alle, die sich wertlos fühlen. Schnell raus aus dieser Falle und rein in ein Leben, wo wir uns selbst so sehr akzeptieren, dass die Meinungen anderer vielleicht Tipps oder Anregungen, aber keine Religion mehr für uns sind!

Für alle, die lieber lesen, habe ich den Podcast transkribiert:

Leserfrage:

„Ich habe das Gefühl, nicht gesehen zu werden und den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. Außerdem denke ich, dass ich zu wenig Ausstrahlung habe und nicht intelligent genug bin. Ich finde keine Antworte mehr.“

Meine Antwort:

So lange wie so über uns selbst denken, werden wir nur höchst deprimierende Antworten finden, wenn überhaupt.

Solange wir durchs Leben gehen und denken, dass ich zu wenig Ausstrahlung habe, nicht intelligent genug bin, dass ich nicht genug Charakter habe, dass an mir etwas nicht stimmt, werde ich immer nur das gezeigt bekommen: Beweise dafür, dass ich ein Versager bin. Dafür ist unser Verstand da. Er zeigt uns das, wonach wir suchen.

Beispiel:

  • Wenn ich Erdbeeren suche, laufe ich über das Feld, meine Augen streifen über das Gras und ich finde Erdbeeren.
  • Wenn ich einen Golf 5 kaufe, sehe ich plötzlich überall Golf 5-Autos. Weil ich gerade dieses Auto im Bewusstsein habe.
  • Und wenn ich denke, ich bin dumm, dann fallen mir ständig Situationen in meinem Alltag auf, wo ich finde, dass ich zu blöd bin. Und wenn ich denke, mir fehlt Intelligenz, dann habe ich sicher nicht das Selbstbewusstsein, dann habe ich sicher nicht die Energie, um mit meinem Verstand Glanzleistungen zu vollbringen. Dann bin ich so nervös und unsicher, dass mir die richtigen Antworten im Test vielleicht nicht einfallen.

Was ich glaube, das bringe ich in mein Leben

Wenn ich denke, ich habe eine miese Persönlichkeit, dann laufe ich krumm und bucklig durch die Welt. Dann traue ich mich nicht, Leute anzusprechen; dann werde ich zu dem Menschen, der ich befürchte zu sein. Wenn ich denke, ich strahle Kälte aus, dann bin ich zu mir selbst kalt. Dann mag ich mich selbst nicht. Und wie soll ich zu anderen Menschen warmherzig und freundlich sein, wenn ich tief in mir drinnen mich selbst hasse für den, der ich bin. Dann bin ich doch frustriert, dann habe ich doch schlechte Laune. Dann muss ich doch eine Rolle spielen, ein Schauspieler sein, um tatsächlich freundlich zu wirken. Das ist doch keine wirkliche Freundlichkeit.

Willst Du nur anderen gerecht werden, oder willst du für dich selbst da sein?

Dann fühlen wir uns natürlich wertlos, wenn wir so über uns denken. Dann haben wir das Gefühl und den Eindruck, nicht gesehen zu werden. Und den Eindruck, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. Und das war von dieser Leser-Frage der entscheidende Satz, zum Glück ist der gefallen: „Ich habe den Eindruck (die Angst!), den Erwartungen der anderen nicht gerecht zu werden“

Anderen gerecht werden zu wollen, ist der Kern des Problems!

Wir haben als Kinder gelernt, dass wir den Erwartungen anderer gerecht werden sollen. Als Kinder waren wir davon abhängig, dass wir den Erwartungen unserer Eltern gerecht werden. Sonst haben wir befürchtet, verstoßen zu werden und diese Angst ist wahrscheinlich tief in uns verankert. Früher hatte das sicher seine Richtigkeit und auch heute tut ein Kind ja gut daran, die Geduld seiner Eltern nicht unendlich zu strapazieren. Aber im Erwachsenenleben belastet uns diese Strategie nur noch.

Wenn ich so durchs Leben laufe und den Erwartungen anderer gerecht werden will, dann werde ich ganz automatisch meinen eigenen Erwartungen nicht gerecht. Dann bin ich nur eine leere Persönlichkeit, die anderen gefallen will.

Wie soll ich so zu einem warmherzigen Menschen werden? Wie soll ich zu Ausstrahlung finden, wenn ich die ganze Zeit überlege und darüber nachdenke, was ich ausstrahlen sollte? Ausstrahlung das ist etwas, das STRAHLE ich aus, das ist etwas Authentisches! Da strahle ich mich selbst aus.

Wenn ich mich die ganze Zeit verstecke und verstelle, wie soll ich da irgendwas ausstrahlen? Wie soll ich mich wertvoll fühlen, wenn ich denke, dass ich so wenig wert bin, dass ich anderen gerecht werden muss? Ich muss doch erst mal anfangen, mir selbst gerecht zu werden. Überlegen:

 Was ist denn eigentlich für mich hier in diesem Leben drin? Was will ich eigentlich von diesem Geschenk, was ich will ich tun, wie will ich in dieser Welt vorkommen? 

Wenn ich denke, ich muss anderen gerecht werden, dann kann ich lange überlegen, was für ein Mensch ich sein sollte für die anderen. Dann bin ich auf jeden Fall nicht ich selbst, sondern dann bin ich irgendjemand, für irgendjemand anders – wo ich dann noch nicht mal genau weiß, ob es wirklich das ist, was der von mir will!

Was habe ich davon? Am Ende habe ich davon nichts! Wenn du das Gefühl hast, anderen gerecht werden zu sollen: Frag dich doch mal, was du davon hast. Und zwar langfristig.

Klar, ich kann mich im Bewerbungsgespräch einschleimen und den Erwartungen meiner Interview-Partner gerecht werden, damit sie mich einstellen. Ich kann den Eindruck erwecken, dass ich ihren Erwartungen entspreche. Aber was habe ich denn dann später für einen Job? Dann bin ich die falsche Frau, der falsche Mann in meiner Position und muss mich während meiner gesamten Anstellung verstellen.

Lebst du, oder spielst du eine Rolle?

So leben viele von uns: Wir sind in einem ewig langen Job, der dauert ungefähr 80 Jahre für die meisten. Da sind wir drinnen und denken, wir müssen vielen um uns herum gerecht werden. Vor allem den Leuten, von denen wir etwas wollen und brauchen. Zum Beispiel unserem Partner. Und dabei hauen wir uns selbst jedes mal richtig eine rein, wenn wir drauf pfeifen, was eigentlich für uns selbst richtig wäre und wenn wir uns überlegen, „wie will uns der andere haben“.

 Und dann habe ich das Gefühl, nicht gesehen zu werden, weil ich mich selbst nicht sehe, weil ich gar nicht wirklich da bin. 

Ich habe viele Jahre meines Lebens ganz viel Energie in das Ziel gesteckt, erfolgreich zu sein. Vor allem finanziell erfolgreich zu sein. Und zum Schluss wusste ich auf eine ganz unangenehme Art und Weise überhaupt nicht mehr, wer ich bin oder wer ich sein will – ich war völlig entwurzelt. Weil ich ein Viertel meines Lebens einer Vorstellung hinterhergelaufen bin, wie ich sein sollte. Habe mich selbst nicht mehr gesehen.

Und wie sollen mich da andere sehen? Und wie soll ich da überhaupt das Gefühl haben, das mich andere sehen, wenn ich selbst nur noch eine Ansammlung von antrainierten Verhaltensweisen, Sprüchen und Denkweisen bin?

Dabei ist jeder von uns ja Bekannterweise einzigartig – nicht nur vom Aussehen her. Und diese Einzigartigkeit kann ich leben und damit zufrieden werden, wenn ich anfange, den alten Quatsch in meinem Kopf loszuwerden. Wenn ich anfange das zu durchschauen:

  • In dieser konkreten Situation; brauche ich da wirklich die Anerkennung von ihr, von ihm?
  • Was mache ich da mit mir, wenn ich nach Anerkennung suche?
  • Wie gehe ich im Alltag mit mir um, was denke ich über mich? Wenn mir etwas runterfällt: „Ach, ich Idiot!“ „Ah, ich Depp, hab ich wieder was vergessen!“ So denke ich über mich selbst, ganz oft. Aber ich achte immer mehr darauf!

Es ist absurd, sich selbst zu hassen

Alleine dadurch, dass ich darauf achte, verschwindet diese selbstverachtende Art und Weise zu denken und zu handeln langsam. Weil es absurd ist, sich selbst zu hassen. Und wenn ich aufmerksam bin, sehe ich das. Es ist absurd, mit sich selbst unzufrieden zu sein, chronisch unzufrieden zu sein. Klar, ich kann eine Sprache lernen, ich kann meine Fähigkeiten verbessern – aber mit mir persönlich unzufrieden zu sein, das ist absurd.

Denn: Wer ist denn da mit wem unzufrieden?

Wer ist denn diese perfekte, abgespaltene Person in mir, die sich über mich selbst erhebt und sagt: Du solltest so und so sein! Wer soll das denn sein? Man nennt das auch Ego – und das ist eine Illusion.

Eine Ansammlung von Gedanken, von Urteilen, die wir in der Kindheit aufgesaugt haben; als uns unsere Eltern gesagt haben, so und so sollst du sein; als uns unsere Eltern gesagt haben, hier bitte nicht so, sei leise, sei still, du musst dich konzentrieren! Du bist zu zappelig!

Sowas habe ich die ganze Zeit in der Schule gehört. Und das trage ich heute noch in meinem Kopf durch die Gegend und verurteile mich selbst dafür, wie ich bin. Und schaue, wie ich für andere sein sollte. Und werde jeden Tag unglücklicher damit, wenn ich es nicht aufhalte, wenn ich nicht aufhöre, für andere zu leben, sondern anfange, in mich reinzufühlen, reinzuhören: Was tut mir denn gut?

 Nicht nachdenken, wie will ich sein, sondern reinfühlen: Was tut mir denn gut, was brauche ich in diesem Moment?  

Das wäre mal ein Anfang! Sich bewusst Zeit zu nehmen, jeden Tag, und zu schauen, was geht in mir vor? Wonach ruft es in meinem Bauch, in meinem Herz? Was brauche ich? Was hätte ich gern vom Leben? Wer bin ich?

Bild: Pixabay

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